Nervensystem im Notfallprogramm

Wir hetzten geschwind von einer Unterrichtsstunde in die nächste. Auf dem Weg dorthin wird die Unterrichtsplanung noch etwas optimiert, ein Schülerkonflikt noch schnell „gelöst“, dem berühmten Tür und Angel Gespräch nur widerwillig Gehör geschenkt und obendrein der Schulleitung eine halbherzige Zusage gemacht, weil das Nein-Sagen mal wieder nicht geklappt hat.  In der rechten Hand halten wir den kalten Kaffee, unter dem Arm ist das iPad geklemmt und links ist die volle Schultasche geschultert.

Zeitgleich werden wir im Kopf von einem fortlaufenden Gedankenstrom befeuert, der sich aus vergangenen oder zukünftigen Ereignissen speist. In unserem Gehirn ist das ein normaler Vorgang, der bei den meisten Menschen äußerst unbewusst abläuft, also wir bekommen noch nicht einmal was davon mit. Ein Teil des Gedankenstroms dient der reinen Erlebnis- und Informationsverarbeitung, dabei ist jedoch unser Gehirn größtenteils damit beschäftigt, vergangene Ereignisse zu bewerten („das was x/y gesagt hat, war …, die letzte Unterrichtsstunde war miserabel, Schüler x/y hat sich mal wieder…, ich sollte mehr…, das war zu…, usw.) oder der Zukunft argwöhnisch entgegenzublicken (hoffentlich klappt meine Planung, zu Hause muss ich noch …, wenn ich ….. mache ich …, habe ich erst einmal das geschafft, dann …, beim nächsten Mal werde ich das anders machen …, usw.)

Irgendwann dringt vielleicht einer dieser Gedanken an die Oberfläche und wir sind überrascht, verdrängen ihn aber schnell, weil wir uns ja eigentlich mit anderen Dingen beschäftigen wollen. Vielleicht haben wir auch gerade den sehnlichen Wunsch, den Ausschaltknopf aus dem Gedankenkarussell zu finden. Was passiert da eigentlich mit uns? Problematisch werden diese unterschwelligen Gedanken, wenn sie Gefühle der Bedrohung und der Unsicherheit erzeugen. Denn dann schaltet unser Nervensystem in einen Stressmodus, der uns in früheren Zeiten der reellen Bedrohung das Überleben sicherte.

Dieses aus der Evolutionsgeschichte älteren und primitiveren Teile unseres Gehirns stammende Notfallprogramm kennt im Prinzip zwei einfache und wenig ausdifferenzierte Zustände: Kampf oder Flucht bzw. Starre (Fight or Flight Modus). Diese Reaktionen springen bei Gefühlen der Bedrohung oder Unsicherheit an und werden vor allem dann problematischer, wenn dieses Notfallsystem den Verursacher der Bedrohung angreift – in diesem Fall uns selbst. Selbstwert wird in Frage gestellt!

Angeborene Stressreaktion, die im Notfall das Überleben sicherstellen.

Körper stellt zusätzliche Energie bereit, dass wir im Notfall bei Überlebenssituationen schnell reagieren können.

Obwohl keine konkrete lebensbedrohliche Situation vorhanden ist, nehmen viele ein unterschwelliges Gefühl einer Bedrohung war, sodass der Überlebensmodus sehr oft anspringt. Symptome dieses Stresszustandes sind….

Krisenpermanenz verstärkt dieses Gefühl, jedoch ist dieses archaische Programm von Kampf oder Flucht in der Regel nicht notwendig, bzw. hinderlich.

Für viele dieser Stressmodus der Normalzustand (Defaultmodus), das Nervensystem ist standardmäßig so eingestellt. Bei manchen springt der Zustand schneller an als bei anderen. Vielleicht schon morgens, wenn der Wecker läutet, oder der Stressmodus läuft in der Nacht weiter in Form von Alpträumen oder Schlafstörungen und verhindert ein entspanntes Einschlafen. Schlafstörungen sind ein wichtiges Frühwarnzeichen, dass das Nervensystem im Stressmodus arbeitet (Sympathikus mobilisiert den Körper). Die Phase des Schlafs ist als Regeneration enorm wichtig Voraussetzung ist jedoch, dass wir uns unbedroht fühlen. Teufelskreislauf, daher besonders belastend.

Wie reagiert unser Körper auf diesen geistigen Zustand? Welche Auswirkungen hat das auf unser Wohlbefinden?

 

Welche Reaktionen spielen sich auf der körperlichen Ebene ab?

Vegetative NS ist auch das autonome NS, unterteilt in drei Systeme (Sympathikus, Parasympathikus, Enterische NS):  Referat in der Schule, Sympathikus wird aktiv und reguliert die Aktivität bestimmter Organe: Schwitzige Hände, Herzschlag schneller, Bluthochdruck, trockener Mund, Hitzewallungen und ein erhöhter Muskeltonus. Auch der Magen-Darm-Trakt ist von dieser Mobilmachung betroffen. Diese Körperreaktionen können je nach Auslöser der Situation Ausdruck einer stark empfundenen Wut oder Angst sein. Im deutschen Sprachgebrauch sind es Ausdrücke wie „Wut im Bauch“, „Blut kocht in den Adern“, usw.

Der Körper stellt kurzfristig für den Kampf oder die Flucht enorme Energiereserven bereit, für die es in der heutigen Zeit keine adäquate Verwendung gibt. Das führt dazu, dass wir hin und wieder die Fassung verlieren und „aus der Haut fahren“, größtenteils aber die angestaute Wut durch Selbstkontrolle unterdrücken und wir machen gute Miene zum bösen Spiel, da in unserer angepassten Gesellschaft Wutausbrüche nicht zum erwünschten Repertoire gehören.  

Aus Sicht der Evolutionsgeschichte diente dieser Mechanismus zur Arterhaltung: Der Organismus wehrt sich gegen Bedrohungen und greif die Ursache der Gefahr an. Stammesgeschichtlich gesehen gehört dieses Notfallprogramm auch zu dem ältesten Teil unseres Gehirns, welchen wir mit den Reptilien gemeinsam haben. Da diese Gehirnregionen in erster Linie Überlebensfunktionen (Totstellen / Angriff) für lebensbedrohliche Situationen übernommen haben, sind diese heutzutage für die meisten Menschen in den demokratisch geprägten Kulturkreisen ein überflüssiges Rudiment.

sind jedoch die akut lebensbedrohlichen Momente eher selten und

 

Ganz anders dagegen zählt die Großhirnrinde (nur Säugetiere) evolutionär gesehen zu den jüngeren Teilen unseres Gehirns. Dieser Neokortex macht vor allem uns Menschen aus und zeichnet sich im Gegensatz zum instinktiv geprägten Reptiliengehirn durch eine entwickelte Impulskontrolle aus.

Das limbische System trennt den „alten“ und den „neuen“ Teil des Gehirns voneinander und spielt unter anderem bei der Emotionsverarbeitung sowie Triebsteuerung eine größere Rolle. Es wird auch im Gegensatz zum Neokortex als heißes System bezeichnet, da es über die Ausschüttung von Endorphinen Regulationsprozesse in Gang setzt.

 

 

Oft wird das Bewusstsein mit weiteren Stressreizen getriggert, um den Stresszustand, bzw. den Hormonhaushalt auf einem hohen Level zu erhalten.

Umgekehrt ist Unruhe Futter für weitere Agitiertheit, in die ich mich hineinsteigern kann (Panikattacken funktionieren so, unruhiges Symptom, dem ich Aufmerksamkeit schenke, was ist da los, usw.)

Wie kommen wir aus diesem Teufelskreislauf wieder heraus? Wie schaffen wir den Absprung aus dem fahrenden Zug? Bei Buddha finden wir einen einfachen, doch nicht leicht umzusetzenden Ratschlag: „Die Nahrung für Ruhe ist Ruhe.“

Ich spüre Unruhe, ist das schon die halbe Miete, da ich hier einen Achtsamkeitsmoment erfasse. Was könnte im Außen oder im Körper gerade ruhig ist und somit Ruhe spenden? Wo spürst du im Körper Ruhe? Wenn ich dieser Stelle Aufmerksamkeit schenke, spüre ich vielleicht, wie sich diese Ruhe verstärkt.

Bei Panik erst den Atem beruhigen, langsam uns sanft ausatmen, die Anspannung herauslassen, Einatmung von alleine folgen lassen…..

Einschätzen, wie hoch die Anspannung ist! Nur wenn ich meine Anspannung mitbekomme, kann ich sie auch lösen.

Strategien zur Stressbewältigung und der Selbstberuhigung. Top 5 an Methoden, die eine vor allem im Stressmodus einfallen. Es brauch eine Vorbereitung, dass es wahrscheinlicher wird, dass bei höherer Anspannung und Stress nicht das Reptilien-Gehirn die Steuerung übernimmt, sondern die Achtsamkeit einen guten Impuls gibt.  

 

 

 

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