Die eigensinnige Gärtnerin

Der Garten der alten Wirtin sah eigentümlich aus. Auf der sonnenabgewandten Seite
des Hauses wucherte Unkraut; vorn, an der sonnenzugewandten Seite wuchsen Blumen. Nun, das war aber nicht das Eigentümliche, sondern dies: Das Unkraut
gedieh prachtvoll, es wucherte und war wohlgenährt; der Blumengarten hingegen
bot einen tristen Anblick. Die wenigen Blumen sahen kraftlos aus und ließen die
Köpfe hängen.

Endlich überwand ein Nachbar seine Scheu; seine Neugierde ward zu stark. Als er der Alten begegnete, fragte er daher: „Liebe Frau Wirtin, verzeiht mir bitte, wenn ich frage. Aber sagt mir doch einmal, wie kann es eigentlich sein, dass in Eurem Hintergarten das Unkraut so kraftvoll wuchert, aber die schönen Blumenbeete in eurem Vordergarten brach liegen und welken?“

Die Wirtin sah ihren Nachbarn an und nickte traurig. „Ja, mit Euer Beobachtung habt Ihr wohl recht, Herr Nachbar. Es ist traurig, aber wahr. Das kommt vermutlich daher, dass ich meinen Garten täglich gieße, das Wasser jedoch nicht ausreicht. Ich trete zur Hintertür hinaus, mit zwei großen Eimern Wasser. Doch nachdem ich den Hintergarten gewässert habe, bleibt für die Blumenbeete nichts übrig und dann bin ich zu erschöpft, um die Eimer erneut zu füllen.“

Quelle: Füttere den weißen Wolf von Roland Schweppe und Aljoscha Long

1 Kommentar

  • Das menschliche Phänomen der Negativitätstendenz macht es, dass wir im Leben in der Regel an den schönen Blumen vorbeigehen und uns entschlossen auf das Unkraut zubewegen.
    Jedes Mal, wenn wir uns über eigentlich kleine Dinge ärgern und uns darüber aufregen, dass etwas nicht so läuft, wie wir es gerne hätten, oder uns Sorgen machen, dass etwas unerwünschtes eintreffen könnte, gießen wir das Unkraut in unserem Garten. Wie wir die Dinge sehen, bestimmt letztendlich auch darüber, wie wir darauf reagieren.
    Um den Tunnelblick zu verlassen hilft es vielleicht, sich unserer körperlichen Ganzheit bewusst zu machen. Denn aus der Sicht der Achtsamkeitspraxis ist an uns, solange wir noch atmen, mehr richtig als falsch, gleichgültig welchen Problemen und Herausforderungen wir uns gerade gegenüberstehen.

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