Ich besuchte einmal einen Freund, einen Schulleiter, in seinem Büro. Durch das Fenster sah er gerade, wie ein großes Kind auf ein kleineres einschlug. „Entschuldige“, sagte er, als er aufsprang und zum Spielplatz lief. Er packte das größere Kind, gab ihm eine Ohrfeige und schimpfte: „Ich werde dich lehren, dass man die Kleineren nicht schlägt!“
Als er wieder zurückkam, sagte ich beiläufig: „Ich glaube nicht, dass du dem Kind das beigebracht hast, was du wolltest. Ich habe den Verdacht, dass es stattdessen gelernt hat, nicht die Kleineren zu schlagen wenn jemand, der stärker ist — wie zum Beispiel der Direktor — zuschaut! Außerdem hast du vielleicht noch seine Meinung bekräftigt, dass man andere schlagen muss, wenn man etwas von ihnen will.“
In solchen Situationen empfehle ich, zuerst dem Kind Empathie zu geben, das sich gewalttätig verhalten hat. Wenn ich z.B. ein Kind sehe, das jemanden schlägt, nachdem es beschimpft worden ist, kann ich mich folgendermaßen einfühlen: „Ich habe den Eindruck, dass du dich ärgerst, weil du gerne mit mehr Respekt behandelt werden möchtest.“ Wenn meine Vermutung richtig war und das Kind mir das bestätigt, dann würde ich meine eigenen Gefühle, Bedürfnisse und Bitten in dieser Situation zum Ausdruck bringen, jedoch ohne ihm Vorwürfe unterzujubeln: „Ich bin traurig, weil ich gerne hätte, dass wir Wege finden, Respekt zu bekommen, ohne aus anderen Leuten Feinde zu machen. Sag mir doch bitte, ob du gemeinsam mit mir andere Möglichkeiten herausfinden magst, wie du den Respekt bekommen kannst, den du haben möchtest.