Der Begriff Achtsamkeit (engl. mindfulness) stammt ursprünglich aus der buddhistischen Tradition und ist die Übersetzung des Pali-Wortes „sati“. Er wir in einem der Kerntexte über Achtsamkeit, dem Satipatthana Sutta genauer beschrieben und umfasst Aspekte wie Aufmerksamkeit, Bewusstheit und Erinnerung.
Achtsamkeit ist einerseits eine umfassende Einstellung zum Leben, andererseits aber auch ein momentaner geistiger Zustand der Wachheit und so eine Art zu Sein. Achtsamkeit ist das Erinnern daran, sich immer wieder neu auf den gegenwärtigen Moment (statt auf die Vergangenheit oder die Zukunft) zu konzentrieren und ihn in seiner Gesamtheit wahrzunehmen. Es geht darum, die augenblicklichen mentalen, emotionalen und physischen Zustände zu erkennen und so zu belassen, wie sie gerade sind, auch wenn sie uns nicht gefallen.
Betrachten wir diese Zustände, ohne sie zu bewerten, nehmen wir immer mehr auch ihre Vergänglichkeit wahr. Das Erkennen ihrer eigentlichen Natur führt dazu, dass wir uns weniger mit ihnen identifizieren. „Glaube nicht alles, was du denkst“, ist das Credo einer achtsamen Perspektive.
Achtsamkeit wird in der formellen Praxis der Meditation trainiert, aber vor allem auch auf den Alltag übertragen. Somit wird Achtsamkeit zu einer philosophischen Seinsweise: Jeder Moment im Leben – ein Gespräch, eine Mahlzeit, das Duschen oder der Wind auf der Haut – kann zu einer achtsamen Erfahrung werden.
Achtsamkeit bedeutet wach zu bleiben. Es bedeutet zu wissen, was du gerade machst.
– Jon Kabat-Zinn –
Ein weitverbreitetes Missverständnis liegt darin, dass man durch die Praxis der Achtsamkeit seinen Geist leermachen kann und keine Sorgen mehr hat. Der momentan inflationäre Gebrauch dieses Begriffs erweckt womöglich an manchen Stellen falsche Versprechungen, etwa schwierige Gefühle zu beseitigen, um sich mehr zu entspannen und in ein glückerfülltes Leben einzutauchen.
Es gibt mittlerweile zahlreiche wissenschaftliche Studien über die tiefgreifenden und positiven neuronalen Auswirkungen der Achstamkeitspraxis. Sie belegen mitunter die Fähigkeit unseres Gehirns, sich auch im Erwachsenalter nachhaltig zu verändern (Neuroplastizität). So hinterlassen etwa die Gedankenwege, die wir am meisten benutzen, die deutlichsten Spuren in unserem Gehirn. Geist und Gehirn bedingen sich gegenseitig. Hier kommt der Achtsamkeitspraxis eine große Bedeutung zu, da uns die Meditation eine Möglichkeit eröffnet, diese Gedanken und Gefühle bewusst zu machen. Somit verringern wir die Wahrscheinlichkeit, dass unbewusste Gedankenströme und Gemütszustände unser Verhalten unbemerkt beeinflussen oder verzerren. In dieser Form der Bewusstwerdung liegt die menschliche Freiheit.
Untersuchungen haben auch einen starken Zusammenhang zwischen Achtsamkeit und einer verbesserten psychischen Gesundheit in den Bereichen wie emotionaler Regulierung, Angstzuständen und Depressionen gezeigt. Achtsamkeit macht uns vereinfacht gesagt resilienter.